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Eine der Hauptursachen für die tiermedizinischen Be­hand­lung­en bei Kanin­chen und Na­ge­tier­en sind Zahn­probleme. Diese werden oft sehr spät entdeckt, da die Einsehbarkeit in die kom­plet­te Maulhöhle ohne Narkose nur sehr ein­ge­schränkt möglich ist.

Lebenslanges Zahnwachstum

Bei Kaninchen, Meerschweinchen und Chinchillas wachsen alle Zähne lebenslang nach. Bei den anderen Nagern wachsen nur die Schneidezähne ein Leben lang.

Wenn diese Zähne meistens durch falsche Ernährung nicht genug abgerieben werden, entstehen massive Probleme durch das übermäßige Längenwachstum. Aber auch Verletzungen des Kiefers, der Zähne oder der Maulschleimhaut können Folgen haben. Zahnprobleme sind dann vorprogrammiert.

Eine genaue Diagnose kann oft nur unter Zuhilfenahme von Röntgenaufnahmen er­folgen. Hierbei wird der Schädel des Patienten in verschiedenen Ebenen geröntgt. Das digitale Röntgen hilft auch hier, schnell zu einer aussagefähigen Information zu gelangen.

Erste Anzeichen von Zahnproblemen

Erste Anzeichen von Zahnproblemen werden nachstehend aufgelistet. Die Tierbesitzer sind aufgefordert, ihre Tiere diesbezüglich aufmerksam zu beobachten. Auf Grund ihres geringen Gewichtes können diese Tiere bei mangelnder Futteraufnahme schnell in einen bedenklichen Allgemeinzustand fallen. Tiere mit Zahnproblemen verhungern schneller, als man denkt.

• Appetitlosigkeit.
• verändertes Fressverhalten.
• Knochenauftreibungen am Unterkiefer.
• Kieferabszesse.
• Speicheln.
• Gewichtsverlust.
• tränende eitrige Augen
  (s. obenstehendes Bild).
• häufige Verdauungsprobleme.
• zu lange Schneidezähne.
• schief abgeschliffene Schneidezähne.

Eine weitere und sehr gute Möglichkeit der Gesundheitskontrolle, ist das wöchentliche Wiegen der Tiere. Eine digitale Küchenwaage gibt es immer wieder für kleines Geld. Das Gramm-genaue Wiegen der Heimtiere hilft dem Tierbesitzer bei der Beurteilung des Gesundheitszustands. Ein Gewichtsverlust ist immer ein Alarmzeichen.

 

Die häufigsten Zahnprobleme

Die in der zahntierärztlichen Praxis vor­ge­stellt­en Tiere haben am Häufigsten die nachstehend aufgeführten oralen Befunde:

• zu lange fehlgestellte Schneidezähne.
• scharfkantige Zahnspitzen, die Ver­letz­ung­en der Zunge oder Wange ver­ur­sach­en.
• zu lange/fehlgestellte Backenzähne.
• frakturierte/gespaltene Schneide-/ Back­en­zähne.
• vereiterte Zähne.
• Knochenauftreibungen am Unterkiefer.
• verlegter Tränen-Nasen-Kanal, oft eitrig entzündet.
• Kieferfrakturen.
• Karies.

 

Zahnfrakturen

Zahnfrakturen sind bei Heimtieren oft anzutreffen. Durch Zahnfrakturen kann der Zahnkanal infiziert werden und zu massiven Folgen führen:

• Absterben des Zahnes,
• kein weiteres Längenwachstum des Zahnes,
• schmerzhafte Prozesse im "Wur­zel­be­reich" der Zähne,
• Abszesse im Kiefer,
• Zahnfehlstellungen - wegen der Schmerzen wird nicht richtig gekaut- ,
• deformierte Zähne - zB. mit gespaltener Krone.

Genetisch bedingte Kieferfehlstellungen

Bei Kaninchen kann ein genetisch be­ding­ter zu kurzer Oberkiefer dazu führen, dass sich die Schnei­de­zäh­ne vom Oberkiefer nicht mit den Schnei­de­zähn­en des Unter­kie­fers tref­fen und somit nicht ab­nutzen können. Die oberen Schnei­de­zäh­ne machen einen Bogen und wachsen dann ir­gend­wann wieder in den Ober­kie­fer hinein. Die Schneidezähne vom Unter­kie­fer wachsen aus dem Maul dann heraus wie kleine Spieße.

Unfall oder Infektionen

Ein Trauma (ein Schlag oder Unfall) oder gar eine Infektionen der Schneidezähne könnten auch die Ursache für eine spätere Veränderung der Wachstumsrichtung der Schneidezähne sein. Aber auch Probleme im Backenzahnbereich können zu einer Verschiebung des Unterkiefers führen, so dass in der Folge die Schneidezähne nicht mehr korrekt aufeinander treffen.

Häufig zum Tierarzt

Heimtiere mit Zahnproblemen müssen leider oft und regelmäßig behandelt werden. Die Röntgendiagnostik und die Inspektion der Maulhöhle in Narkose sind essenziell, um diese zu erkennen. Abschleifen der Backen­zähne in Narkose, Kürzen oder Extraktion fehlgestellter Schneidezähne, Extraktion beschädigter Backenzähne und Behandlung von Abszessen gehören zu den meisten Behandlungen von Heimtieren mit Zahn­problemen.

Mögliche Therapiemaßnahmen

• Abschleifen von Zahnspitzen.
• Abschleifen und Stellungskorrektur der Backenzähne.
• Kürzung von Schneidezähnen mit einer Turbine und Diamantschleifer.
• Extraktion von Schneidezähnen (mit Fehlstellung oder wenn vereitert).
• Extraktion von Backenzähnen.
• Abszessbehandlung.

 

Fazit:

Wie Eingangs bereits erwähnt, sind Rönt­gen­auf­nahm­en die wichtigsten Hilfsmittel, um diese Heimtier-Patienten richtig zu dia­gnos­ti­zier­en und zu therapieren.

Die Tierbesitzer sind gefordert ihre Tiere sorgsam zu beobachten. Oft zeigen diese Heimtiere trotz massiver Probleme erst sehr spät, dass sie Schmerzen haben. Je chronischer die Zahnprobleme sind, umso schwieriger wird eine sinnvolle Therapie. Im Extremfall kann dem Tier kaum noch geholfen werden.

Sorgsames Beobachten und regelmäßige Kontrollen beim Tierarzt sind für den Tier­besitzer und das Tier eine Kleinigkeit. Im fortgeschrittenen Stadium eines Zahn­pro­blems kann eine Behandlung sehr aufwändig werden. Die Fähigkeit (irgendwie) zu fressen, ist kein belastbares Indiz für den Zahn-Gesundheitsstatus des Tieres. Werden Sie Ihrer Verantwortung als Tierbesitzer gerecht und lassen Sie richtig kontrollieren.

Nebenbei: Das 'Abknipsen' zu langer Zähne ist NICHT die richtige Behandlungsweise. Es kann zu Rissen im Zahn führen und die Ursache für div. Folgeprobleme sein.